Das Medizin-Studium gehört zu den ältesten und prestigeträchtigsten Studiengängen in Deutschland. Es ist daher kein Wunder, dass die Anzahl der Bewerbungen für ein Studium der Humanmedizin laut Bundesärztekammer seit Jahren die begrenzte Anzahl an Studienplätzen weit übertrifft. Der Grund, weshalb auch die Abi-Durchschnittsnote sehr hoch sein muss, um einen der begehrten Studienplätze zu ergattern.
Doch welche Kritierien gelten außer dem berüchtigten Numerus Clausus (NC), wie standen die Chancen eines Medizin-Studiums in der Vergangenheit in den einzelnen Bundesländern, und welche Alternativen gibt es?
Medizin studieren: Vergabe der Plätze nicht nur von Abi-Note abhängig
Die Vergabe der Studienplätze für medizinische Studiengänge in Deutschland wird seit einer Reform 2017 maßgeblich durch drei Quoten bestimmt. Die berüchtigste Quote ist wohl der eigene Schulabschluss, die Endenote im Abitur, die bekanntlich sehr gut sein muss, um auf direktem Weg einen Zulassungsbescheid für ein Medizin-Studium zu bekommen. 30 Prozent der Studienplätze werden auf diesem Weg von den Hochschulen vergeben. Die Auserwählten können sich glücklich schätzen. Gleichzeitig wartet ein enormes Pensum, gegen das ein paar Tipps, gegen Stress im Studium helfen können.
Die zweite Quote ist eine der Bundesärztekammer zufolge zusätzliche Eignungsquote, deren Kriterien jede Hochschule für sich bestimmt und unterschiedlich gewichtet, die jedoch allesamt als "schulnotenunabhängig" in die Entscheidung einfließen müssen. Die Berufsvertretung der Ärzte führt hierzu auf ihrer Seite etwa die Berufsausbildung der Bewerber, Berufserfahrung, anerkannte Dienste und ehrenamtliche Tätigkeiten, Preise, "Mediziner-Test" oder Auswahlgespräche an.
Die dritte und letzte Quote ist ein eigenes Auswahlverfahren der Hochschulen, durch das prozentual die meisten Studienplätze (60 Prozent) an die Bewerber vergeben werden. Glänzt man weder durch Abiturnote oder Zusatzqualifikationen, kann dieser Umstand hier wettgemacht werden.
Medizin-Studium: Was ist der Numerus Clausus?
Der NC zählt als wichtiger Indikator für die Möglichkeit eines Medizin-Studiums. Zu Recht, denn ein sehr gutes Abiturzeugnis schafft die Grundlage, um überhaupt im Pool der Kandidaten zu landen, die über das NC-Auswahlkriterium den direkten Weg zum Medizinstudium schaffen. Doch was bezeichnet der Numerus Clausus?
Der NC bezeichnet einen jährlich neu berechneten Notendurchschnitt, der sich an den Ergebnissen der abgelegten Abiturprüfungen orientiert und eine Zulassungsbeschränkung für Bewerber darstellt. Wenn ein NC für Medizin beispielsweise rückblickend bei 1,0 lag, übertraf in diesem Semester die Anzahl der Bewerbungen die verfügbaren Studienplätze um ein Vielfaches, sodass auf direktem Weg nur die Spitze aller Notendurchschnitte mit einem Zulassungsbescheid rechnen konnte. Zur Übersicht: Laut dem Portal gesundheit-studieren.com standen im Jahr 2022 für den Studiengang Humanmedizin 9820 Studienplätze an insgesamt 39 Hochschulen zur Verfügung.
Der NC wird also nicht von den Hochschulen bestimmt, sondern er ergibt sich einzig aus der Anzahl der Bewerbungen im Verhältnis zu den Kapazitäten der medizinischen Fakultäten. Er kann daher nur ein Richtwert sein, der vage Prognosen für ein kommendes Semester stellt. Doch wie hoch lag er in der Vergangenheit in den einzelnen Bundesländern?
Medizin-Studium: Wie hoch war der NC 2023 in den einzelnen Bundesländern?
Obwohl der NC nicht der einzige relevante Faktor für die Zulassung zu medizinischen Studiengängen ist, lastet auf ihm viel Gewicht, was nicht zuletzt an der Wahrnehmung der Bewerberinnen und Bewerber liegt. Schließlich haben sie hier maßgeblichen Einfluss auf ihre Chancen. Die Universitäten veröffentlichen zudem im Nachhinein die NCs der letzten Jahre, und bieten somit eine gewisse Transparenz. Wir stellen etwas mehr als ein Dutzend NCs von Hochschulen für Humanmedizin für das Wintersemester 2022/23 in einer Übersicht vor:
- Aachen:1,0
- Marburg: 1,1
- Augsburg:1,0
- Halle: 1,1
- Bochum: 1,1
- Jena: 1,1
- Saarbrücken:1,1
- Bonn: 1,0
- Heidelberg: 1,0
- Dresden: 1,0
- Duisburg-Essen: 1,1
- Köln:1,0
- Berlin: jeweils 1,0
- Frankfurt a. M.: 1,1
- Freiburg: 1,0
- Gießen:1,1
Wir enthalten Ihnen übrigens keine Überraschungen vor. Auch an allen anderen Medizinstudiengängen lag der NC laut Medi-Ranger im Wintersemester 2022/2023 zwischen 1,0 und 1,1, mit leichtem Übergewicht auf der Spitzenote.
Medizin-Studium: Welche alternativen Wege es gibt - private Unis und Ausland
Wer Medizin studieren möchte, aber durch keine der Quoten zu einer Zulassung kommt, braucht nicht gleich das Vorhaben an den Nagel hängen, sondern kann nach Alternativen Ausschau halten. Helfen kann auch eine eingehendere Auseinandersetzung mit dem, was eigentlich die persönlichen Gründe für den Wunsch eines Medizin-Studiums sind. Eventuell befriedigen auch andere medizinische Studiengänge als die klassische Humanmedizin die Bedürfnisse, etwa Pharmazie, Veterinär- oder auch Zahnmedizin. Ist es vor allem der Impuls, anderen zu helfen, kann es beispielsweise auch die Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, der Orthopädiesanitäter oder Notfallsanitäter sein.
Auch im Ausland kann ein Medizin-Studium angegangen werden, obwohl hier andere Hürden als der NC warten können, etwa fachliches Vorwissen oder Sprachkenntnisse. Die Überlegung, Medizin an einer der privaten Universitäten im Land zu studieren, könnte sich ebenfalls lohnen, bei denen allerdings meist sehr hohe Semestergebühren anfallen und die an Prestige den staatlichen Unis nicht selten zurückstehen.
Übrigens: Ganz gleich welcher Studiengang es am Ende wird, ein paar Erstsemestertipps können nie schaden. Oder soll es gar kein medizinischer Schwerpunkt sein, sondern vielmehr ein dualer Studiengang? Auch wie Sie im höheren Alter nochmal studieren können, schadet nicht zu wissen.
Author: David Hanna
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