Hilft BC 007 bei Long Covid?
Bisher ist noch keine aussagekräftige Studie mit dem Wirkstoff BC 007 bei Long Covid durchgeführt worden.
so arbeiten wir
Erschöpfung ist ein häufiges Symptom von Long Covid
Einige Patientinnen und Patienten haben auch noch nach Abklingen der Coronavirus-Infektion längerfristige Probleme mit ihrer Gesundheit. Diese können sehr vielfältig sein: Manche berichten über Atemprobleme, starke Abgeschlagenheit oder Konzentrations- und Gedächtnisstörungen („brain fog“). Bei anderen fallen Schäden an Herz oder Niere auf.
Im Sommer 2021 erregten Pressemitteilungen der Universität Erlangen Aufsehen: Sie berichteten über Heilversuche bei vier Patientinnen und Patienten mit Long Covid. Bei ihnen soll das neue Mittel „BC 007“ Beschwerden wie Abgeschlagenheit und Gedächtnisstörungen verbessert haben . Ein Leser wollte von uns wissen, was dazu inzwischen bekannt ist.
Wie gut hilft BC 007?
Ob BC 007 Long Covid heilen oder die Gesundheit von Betroffenen verbessern kann, ist derzeit unklar. Die bisherige Forschung erlaubt es noch nicht, die Wirksamkeit des Mittels einzuschätzen.
Bisher wurden nur vier Patientinnen und Patienten mit BC 007 behandelt. Dabei gibt es zwei Probleme: Erstens ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Beschwerden der vier Personen auch ohne das neue Mittel gebessert hätten. Zweitens lässt sich von lediglich vier Personen nicht darauf schließen, dass sich die Beschwerden auch bei anderen Betroffenen bessern. Dazu wären Daten von deutlich mehr Behandelten nötig. Zudem sind die Ergebnisse der vier Heilversuche nur auszugsweise veröffentlicht .
Eine klinische Studie mit vielen Betroffenen wäre deutlich aussagekräftiger. Eine solche Studie ist in Planung, wurde aber noch nicht durchgeführt .
Unzureichend erforschte Corona-Folgen
Fachleute sprechen von „Long Covid“, wenn Betroffene auch mehr als vier Wochen nach Infektionsbeginn noch Beschwerden haben. Symptome, die auch nach 12 Wochen noch vorhanden sind und sich nicht anderweitig erklären lassen, bezeichnen sie als „Post Covid-Syndrom“.
Wie häufig Long Covid und das Post-Covid-Syndrom sind, lässt sich schwer abschätzen. Ein Grund dafür ist, dass Untersuchungen zur Häufigkeit dieser Corona-Folgen lange unterschiedliche Definitionen dieser Krankheiten verwendet haben. Viele Untersuchungen berücksichtigen außerdem nicht, dass zahlreiche Menschen auch ohne Covid-19-Erkrankung Beschwerden wie Abgeschlagenheit oder Konzentrationsprobleme haben.
Der bisherigen Forschung zufolge scheinen Long-Covid und das Post-Covid-Syndrom nach schweren Verläufen häufiger zu sein als nach einer milden Erkrankung. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass in Deutschland etwa sechs Prozent der zuhause behandelten Covid-19 Erkrankten ein Post-Covid-Syndrom entwickeln, das ihren Alltag bis zu einem Jahr nach der Infektion deutlich einschränkt .
Wie genau Long Covid oder das Post-Covid-Syndrom entstehen, ist noch nicht geklärt. Manche Expertinnen und Experten vermuten, dass das Immunsystem überreagiert und Antikörper bildet, die den eigenen Körper angreifen. Solche Antikörper werden auch Autoantikörper genannt. Allerdings kommen Autoantikörper nicht bei allen Betroffenen vor. Einige Fachleute gehen daher von anderen Ursachen aus, etwa dass sich in kleinen Blutgefäßen Gerinnsel bilden und den Blutstrom blockieren, oder dass sich chronische Entzündungen entwickeln. Möglicherweise gibt es auch verschiedene Ursachen, die jeweils unterschiedliche Beschwerden auslösen .
Was ist BC 007?
BC 007 ist ein neuer Wirkstoff, der bisher nicht als Medikament zugelassen ist. Er besteht aus Bausteinen, die auch in der Erbsubstanz DNA vorkommen. Der Wirkstoff kann sich an Autoantikörper binden und diese blockieren. Das soll sie davon abhalten, körpereigene Organe anzugreifen .
BC 007 wäre nur für jene Menschen eine Behandlungsmöglichkeit, bei denen tatsächlich Autoantikörper vorkommen, also kein Medikament für alle Long-Covid-Betroffene.
Die Studien im Detail
Welche Studien haben wir berücksichtigt?
Um verlässliche Aussagen zum Nutzen von Behandlungen zu machen, sind vergleichende Studien – sogenannte randomisiert-kontrollierte Studien – notwendig. Im Idealfall werden die Teilnehmenden dabei nach dem Zufallsprinzip („randomisiert“) auf eine Behandlungs- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Die Behandlungsgruppe bekäme BC 007, und die Kontrollgruppe ein wirkungsloses Schein-Medikament (Placebo).
Da bei Long Covid viele Beschwerden nur von Patientinnen und Patienten selbst eingeschätzt werden können, ist es auch wichtig, dass niemand unter den Beteiligten weiß, wer zur Behandlungsgruppe und wer zur Kontrollgruppe gehört. Diese „Verblindung“ soll gewährleisten, dass sich der Behandlungserfolg ohne Beeinflussung durch Erwartungen bewerten lässt.
Eine solche Studie zu BC 007 gibt es allerdings noch nicht. Die bisher veröffentlichten Fallberichte reichen nicht aus, um eine Wirksamkeit zu belegen. Sie können nämlich nicht ausschließen, dass sich die Erkrankung auch ohne Behandlung gebessert hätte. Außerdem ist es nicht möglich, von vier Behandelten auf die Gesundheit aller Betroffenen zu schließen, für die eine Therapie mit BC 007 theoretisch in Frage käme.
Author: Amanda Duran
Last Updated: 1703402282
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